Viermal Ich
Von ihrer gutbürgerlichen Familie beiseite geschoben, fühlt sich die Erzählerin Tagebuch schreibend in ihre Klassenkameradinnen ein. Die Verwischung der individuellen Grenzen geht in "Viermal Ich" so weit, dass ihr im eigenen Spiegel eine Fremde entgegenblickt und schließlich auch dieses Bild verloren geht -in der freudschen Atmosphäre des Wien der 1920- und 30er-Jahre ein erstaunlicher Vorgriff auf die subjekt-theoretischen Überlegungen Lacans.
Zum vierten Mal hebt der Verlag Das vergessene Buch einen Schatz aus dem Œuvre der in der Emigration 1947 verstorbenen Maria Lazar. Verblüffend an dem inneren Monolog einer extrem unzuverlässigen Erzählerin ist die Palette der Ausdrucksmöglichkeiten: Lazar greift zu expressionistischen, fast surrealistischen Farben, darunter mischt sie Kolorit des Jugendstils.
Maria Lazar: Viermal Ich. Das vergessene Buch. DVB Verlag, 224 S., € 24,–