In Jerusalem fürchten alle die nächste Eskalation
Die Welt-Kolumne
In Jerusalem ist jeder Stein mit religiöser Bedeutung aufgeladen. Als hätte sich Gott als Immobilienmakler betätigt und den Preis durch Doppel- und Dreifachverkäufe in die Höhe treiben wollen. Die Juden beten an der Westmauer des Tempelberges, auf dem bis zu ihrer Vertreibung vor knapp 2000 Jahren der Tempel stand. Den Muslimen gilt eben dieser Hügel als drittheiligster Ort. Auf dem Haram al-Scharif stehen die al-Aqsa-Moschee und der Felsendom, von dem aus der Legende nach Mohammed im 7. Jahrhundert in den Himmel geritten sein soll. Die Christen wiederum beten in der Grabeskirche und verehren jeden Stein auf der Via Dolorosa, auf der Jesus sein Kreuz geschleppt haben soll.
Bei dem Andrang war Jerusalem immer schon eine schwierige Adresse. Zu den Freitagsgebeten am Haram al-Scharif drängen bis zu 250.000 Palästinenser in die Jerusalemer Altstadt. Vor allem während des Ramadans, der noch bis zum 21. April dauert. In der Stadt des Friedens fürchten alle derzeit nur eines: die nächste gewalttätige Eskalation.