Raus aus der Parallelwelt
Wieso Österreichs neue Behindertenanwältin Christine Steger in vier Jahren ihr Ziel nicht erreichen wird und was das mit Österreichs Nazi-Vergangenheit zu tun hat

Seit kurzem ist Christine Steger neue Behindertenanwältin: „Es gibt in Österreich eine ganz tief sitzende Behindertenfeindlichkeit“ (Foto: Katharina Gossow)
Es war im Jahr 1999, als ein Alkolenker in Tirol frontal gegen ein Moped krachte. Auf dem Sozius des Mopeds saß eine Schülerin, 19 Jahre alt. Sie überlebte schwer verletzt. Im Spital musste ihr ein Bein amputiert werden.
"In der Reha wurde mir dann bewusst, wie unterschiedlich Menschen mit Behinderung vom Staat behandelt werden", erzählt Christine Steger. Ob jemand von der Kasse einen Heilbehelf finanziert bekam, sei etwa davon abhängig gewesen, bei welcher Krankenversicherung die Person versichert war und ob es sich um eine Behinderung durch einen Arbeits- oder Freizeitunfall handelte. "Da begann mein Engagement für die Rechte von Menschen mit Behinderung", sagt sie rückblickend.
Fast 25 Jahre später ist Steger, 43, die erste Frau an der Spitze der 2006 gegründeten Behindertenanwaltschaft, einer Ombudsstelle, die Menschen, die sich aufgrund ihrer Behinderung diskriminiert fühlen, in Schlichtungsverfahren unterstützt.