Wenn die Welt so unordentlich ist, dass es wehtut
Der dritte Roman der 1982 in Hollabrunn geborenen Margit Mössmer heißt "Das Geheimnis meines Erfolgs" und erzählt die Geschichte einer außergewöhnlichen Kindheit vor den Toren Wiens. Exzeptionell ist schon, dass sich die Ich-Erzählerin Alex bestens an ihre Geburt erinnern kann.
Nachdem sie zuerst nicht schreien will, hört sie danach buchstäblich nicht mehr auf damit. Alex krempelt das Leben ihrer Mutter Nina völlig um. Das Kind schläft nicht und isst kaum, kann ganze Filme auswendig und liebt es, Dinge zu zählen. Wenn etwas in ihrer Umgebung nicht so ist, wie sie es erwartet hat, rastet Alex aus und verletzt dabei nicht nur sich selbst, sondern auch andere Kinder. Ihr Anderssein scheint nicht therapierbar. Als die ehemalige Friseurin und Alleinerzieherin Nina wieder arbeiten muss, bleibt nur der Teilzeitjob als "Affe" im Supermarkt, wo sie die nicht mehr frische Ware aussortiert.
Eine Diagnose liest man in diesem Roman nie, in der Verlagsankündigung fällt das Wort Neurodiversität, das unter anderem für Syndrome im autistischen Spektrum verwendet wird. Doch es geht in dem Roman auch nicht um Krankheit. Alex ist nicht einverstanden mit der Welt, so unordentlich und unlogisch, wie sie sich ihr präsentiert. Und sie beneidet die "normalen" Menschen auch nicht.
Mössmer schildert Alex' Weg ins Leben als Kampf, bei dem diese in ihrer Not auf Fantasiefreunde wie die Nachtigall Riri zurückgreifen muss, ein bedrohliches Tier, das aber auch für die bedingungslose Liebe steht, die Nina ihrem Kind entgegenbringt. Zusammen mit Patrick, Ninas tätowiertem und ständig Unfälle verursachendem Bruder, bilden sie eine originelle Familie. Am Schluss steigt Nina sogar zur stellvertretenden Filialleiterin auf.
"Das Geheimnis meines Erfolgs" ist ein temporeicher, tragikomischer, zugleich anrührender Roman. Am Ende dieses Pageturners sieht man die Welt mit anderen Augen.
Margit Mössmer: Das Geheimnis meines Erfolgs. Leykam, 285 S., € 25,50