Zum Tod des Kochs
Reinhard Gerer ist kurz vor seinem 70. Geburtstag gestorben. Zu ihrer besten Zeit hat er Wiens Genusskultur gestaltet
Als Falco bestattet wurde, versammelten sich am Zentralfriedhof viertausend Trauergäste. Zwei davon hasteten verspätet über die Wiesen des Ehrenhains, um der Veranstaltung doch noch beizuwohnen. "Do kummt da Burgamasta ", sagte einer, der dabei stand, "und da Koch."
"Da Koch" war Reinhard Gerer. Der Koch dieser Stadt.
In den 1990er-Jahren kannte in Wien fast jeder Reinhard Gerer. Köche als Stars gab es da noch nicht lange. Bis in die frühen 80er-Jahre interessierte es Restaurantgäste wenig, wer in der Küche werkte. Köche waren Köche, aber - bis auf wenige Ausnahmen - keine öffentlichen Personen.
Dann erreichten die Botschaften der Nouvelle Cuisine auch Österreich. Nouvelle Cuisine war die Idee, dass "große Küche" auch etwas anderes sein konnte als die Verarbeitung teurer Zutaten und die Reproduktion klassischer Gerichte. Dass man sich von saisonalen Produkten inspirieren lassen und den Gästen jeden Tag etwas Neues vorsetzen konnte. Die neue Lehre hatte ihre Botschafter - Genies wie Fernand Point, Michel Guérard, Alain Chapel - sie wurden weltberühmt. Der bekannteste von ihnen war Paul Bocuse.