Die Wirklichkeit ist mehrsprachig
Jedes vierte Schulkind in Österreich hat eine andere Umgangssprache als Deutsch, in Wien ist es jedes zweite. Ihr Problem ist nicht das Deutschlernen, sondern der Erhalt der Erstsprache. Fünf Eltern erzählen von der mehrsprachigen Realität

Obwohl ihr Deutsch einwandfrei ist, sprechen diese fünf Wiener Eltern mit ihren Kindern in ihren jeweiligen Erstsprachen (Foto: Katharina Gossow)
Auf niederösterreichischen Schulhöfen soll also ausschließlich deutsch gesprochen werden – und zwar nicht nur im Unterricht, sondern auch in den Pausen. So sieht es das ÖVP-FPÖ-Arbeitsübereinkommen vom vergangenen März vor, auf das sich die Koalitionsparteien der Landesregierung in St. Pölten geeinigt haben. Eine pädagogisch höchst bedenkliche und diskriminierende Maßnahme sehen darin nicht nur viele Lehrkräfte und Expertinnen und Experten. Was denken sich jene Mütter und Väter dazu, mit deren Kindern da Politik gemacht wird?
Mehr als 300.000 Schülerinnen und Schüler in Österreich wachsen mit einer anderen Erstsprache als Deutsch auf – das ist mehr als Graz, die zweitgrößte Stadt des Landes, Einwohner hat. In Wiener Volksschulen sind es nach den neuesten Zahlen der Statistik Austria 58,9 Prozent.