Was kreucht und fleucht da?
Naturliebhaber machen Fotos von Tieren, Pflanzen und Pilzen, lassen sie online bestimmen – und helfen damit der Wissenschaft. Die Datenflut hat schon so manche Sensation zutage gefördert

Nikolaus Szucsich bestimmt mit seinem Handy Arten und nützt die Daten (Foto: Heribert Corn)
Nikolaus Szucsich schiebt seine Brille auf die Nasenspitze und tritt näher an die Fassade des Wiener Museumsquartiers heran. Er hat ein unscheinbares Insekt entdeckt. Während Passanten daran vorbeilaufen, zückt Szucsich sein Smartphone. Er fotografiert das Tier, schneidet das Bild zurecht und lädt es mit seiner App auf die Biodiversitätsplattform iNaturalist hoch. Sogleich spuckt die künstliche Intelligenz der App den Namen aus: Vierfleckiger Kugelmarienkäfer. „iNaturalist ist eine geniale Lernplattform“, sagt Szucsich, „ich habe schon sehr viel dazugelernt.“
In wenigen Tagen wird wieder ein riesiger Schwall an Daten die Artbestimmungs-App fluten. Denn zwischen 28. April und 1. Mai strömen Naturliebhaber auf der ganzen Welt bei der City Nature Challenge (CNC) in ihrer Region aus, um zu dokumentieren, was vor ihrer Haustür kreucht und fleucht. Den Wettstreit traten das Natural History Museum des Los Angeles County und die California Academy of Sciences in San Francisco im April 2016 los. Die beiden Institutionen wollten die freundschaftliche Rivalität ihrer Städte dazu nützen, um die Menschen für die Biodiversität zu begeistern. In den darauffolgenden Jahren machten immer mehr Orte mit, mittlerweile ist der jährliche Event zum globalen Turnier für die Artenvielfalt geworden.