„Mein ganzes Leben jage ich Europa hinterher“
Die eigene Familiengeschichte inspirierte die Dramatikerin Tena Štivičić zu ihrem exzellenten Stück "Drei Winter"

Die britisch-kroatische Dramatikerin Tena Štivičić blickt in ihrem Stück auf die Geschichte Kroatiens (Foto: Matej Grgic)
Es gibt ein Davor und ein Danach. Tena Štivičić erzählt in ihrem gleichnamigen Stück von drei Wintern: kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, kurz vor dem Jugoslawien-Krieg und kurz bevor Kroatien der EU beitritt.
Auf der Bühne sei es meist spannender, die individuelle Perspektive zu erforschen, als das tatsächliche Ereignis, meint die Dramatikerin im Gespräch mit dem Falter. "Mich interessieren die Geisteszustände der Menschen kurz vor und kurz nach einem turbulenten Ereignis", so die 45-Jährige. "Vor allem in der Rückschau: Haben sie gespürt, dass etwas passieren würde? Haben sie sich selbst belogen oder war ihnen alles bewusst?"
Mit dem Ukraine-Krieg hat das Stück an Aktualität gewonnen. Es sei erstaunlich, wie sehr die Menschheit in der Lage ist, Signale und Zeichen zu ignorieren, findet Štivičić. Damals wie heute.