Neue Maulwürfe im geheimen Netz
Die Welt-Kolumne
Dass streng geheime Dokumente an die Öffentlichkeit gespielt werden, hat Tradition in den USA. Der jüngste Fall aber, bei dem hochsensible Informationen über den Ukrainekrieg an die Öffentlichkeit gelangten, unterscheidet sich von allen bisherigen und deckt eine strukturelle Schwäche des größten globalen Spionagenetzes auf: Der beschuldigte Akteur ist nicht ideologisch motiviert und er stammt aus der Generation Z, die mit dem Smartphone aufgewachsen ist. Die althergebrachten Sicherheitsmechanismen sind dem nicht mehr gewachsen.
Der 21-jährige Nationalgardist Jack Teixeira arbeitete als Netzwerktechniker an der Luftwaffenbasis OTIS in Massachusetts, einer Schaltstelle für die weltweite Übertragung der Geheimdienstinformationen. Er hatte autorisierten Zugang zu Top-Secret-Dokumenten. Nach bisherigen Erkenntnissen ist Teixeira weder ein Spion für eine feindliche Macht noch ein moralisch motivierter Whistleblower, der staatlichen Machtmissbrauch aufdecken will, wie Chelsea Manning (2010) oder Edward Snowden (2013).