Euer Gift macht uns krank
EU-Pläne sehen ein drastisches Zurückfahren von Pestiziden vor – auch, um Insekten, die Artenvielfalt und damit künftige Ernten zu schützen. Doch Österreich steht auf der Bremse

Der Distelfalter (Vanessa cardui) ist ein wichtiger Bestäuber für viele Pflanzenarten sowie beliebtes (Fotomotiv und dient als Futter für Vögel)
Bombus terrestris ist besonders fleißig. Seit Anfang März fliegt die Dunkle Erdhummel, bestäubt Äpfel, Kirschen und Zwetschken. Doch auf ihren Flügen findet sie nicht nur Futter, sondern auch Pestizide, also Mittel, die Pflanzen vor schädlichen Insekten, Pilzen oder lästigen „Unkräutern“ schützen sollen. Den Winter überlebt nur die Königin, und da sie Erdnester baut, lebt sie doppelt gefährlich: Eine Studie in Kanada ergab, dass die Königinnen in Apfelplantagen und im Ackerland bis zu 29 Pestiziden pro Bodenprobe ausgesetzt waren. „Dabei hängt das Überleben des Volkes an der einzigen Königin“, erklärt Johann Zaller, Pestizidforscher an der Wiener Universität für Bodenkultur (Boku). „Passiert ihr etwas, stirbt das ganze Volk mit aus.“
Zaller hat sich mit Kollegen die Pflanzenvernichtungsmittel angeschaut, die in Österreich im vergangenen Jahrzehnt verkauft wurden. Ergebnis: Die Herbizidmenge ging zwar um fast ein Viertel zurück, doch die Giftbelastung für Honigbienen, Regenwürmer und Vögel vervielfachte sich: weil toxischere Stoffe verwendet würden, die auch länger in der Umwelt verbleiben.