Freundschaft!
Bis zum 10. Mai sollen 148.000 SPÖ-Mitglieder über die Parteispitze abstimmen. Wer im Dreikampf wofür und wer hinter wem steht, welche alten und neuen Rechnungen beglichen werden und warum die Partei am Ende zerstrittener sein könnte als zuvor
Pfiffe, Plakate mit der Aufschrift „Rücktritt!“ oder „Parteitag jetzt“: Der 1. Mai 2016 ging in die Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie als Tag der Revolution ein – gegen die Parteiführung. Was der damalige SPÖ-Chef und Kanzler Werner Faymann seinen Genossinnen und Genossen sagen wollte, ging im Pfeifkonzert unter. Kurz darauf trat er zurück. Sieben Jahre später braucht es keine Plakate mit Rücktrittsaufforderungen mehr. Wenn heuer am Tag der Arbeit Parteichefin Pamela Rendi-Wagner flankiert von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und Gewerkschaftschef Wolfgang Katzian auf dem Wiener Rathausplatz ihre Rede hält, ist die Revolution gegen sie schon halb vorbei.
Das symbolische Kapital des 1. Mai 2023 will jeder auf seine Art verwerten. Die innerparteiliche Opposition, repräsentiert von Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Er bleibt in seinem Revier: Fackelzug in Mattersburg am Vorabend, Reden in Sankt Andrä am Zicksee, Kobersdorf und Litzelsdorf am Tag der Arbeit. Der Dritte auf der Liste im Kampf um die Parteispitze, Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler, tanzt am 1. Mai gleich bei sieben roten Mai-Veranstaltungen in verschiedenen Bundesländern als Redner auf.