Heitere Melancholie über zeitlos modernen Beats
Jeder liebt ein Happy End. Tracey Thorn und Ben Watt beweisen, dass es möglich ist, gemeinsam Musik zu machen und eine glückliche Beziehung zu führen. Wobei: In den späten 90ern, auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs, zogen sie bei ihrem Duo Everything But the Girl den Stecker, gründeten eine Familie und musizierten später getrennt voneinander. In der Pandemie dachte sich das britische Paar: Wenn wir EBTG jetzt nicht wieder beleben, wird das wahrscheinlich nie mehr was.
Danke, Corona! "Fuse" (Virgin) setzt an, wo die beiden vor gut 20 Jahren aufgehört haben. Drum-'n'-Bass-,Downtempo-und House-Grooves sorgen für leicht nostalgische Gefühle, aber eigentlich klingt der Sound ungebrochen modern. Thorns Stimme dafür hat sich verändert, tönt dunkler, rauer, aber auch voller. In ihren Songs, die zur Ballade neigen und die Beats auch einmal weglassen, sind EBTG immer noch Meister kleiner großer Emotionen und transportieren dezente Euphorie und heitere Melancholie.
Unter dem Namen Boygenius bilden die US-Musikerinnen Phoebe Bridgers, Julien Baker und Lucy Dacus eine Indierock-Supergroup. 2018 veröffentlichten sie eine EP, danach nahmen ihre Solokarrieren Fahrt auf, sodass es einiges an Terminabstimmung brauchte, ehe sie ihr erstes Album aufnehmen konnten. "The Record" (Interscope) eint laute Gitarren in 90er-Jahre-Manier mit umarmenden Harmonien. Eine schöne Gemeinschaftsarbeit, die nicht nach großen Egos riecht.
Der in Wien lebende deutsche Musiker Fabian Altstötter nennt sich Jungstötter und versteht sich auf die Kunst der dunklen Ballade in der Nachfolge eines Nick Cave oder Scott Walker. Vier Jahre nach dem fantastischen Debüt "Love Is" liegt nun mit "One Star" (Pias) ein neues Album zwischen Todessehnsucht und einer Ahnung von Glück vor. Groß!