Sensibel gesägt, achtsam gehäckselt
Im Kreise krasser Horrorschocker haben die "Evil Dead"-Filme den Ruf, besonders weit zu gehen: im Splatstick, in Leibesdeformationen (Splatter), die so grauslich sind, dass sie an deftige Körperkomik (Slapstick) grenzen. Auch ein Gestus von Grand-Guignol-Revue und farbenfrohem Schleimbatzenballett spielt mit herein; insofern war "Tanz der Teufel" als einstiger Synchrontitel der Filme nicht so daneben.
Sam Raimis "Evil Dead"-Trilogie (1981-1992) und die Hommage von 2013 boten viel Verstümmelung und Verrenkung; Lee Cronins "Evil Dead Rise" versucht nun einen Spagat. Es zerreißt ihn: zwischen Blut-&-Beuschel-Nummern im Halbdunkel und planlosen Anleihen bei Achtsamkeit, Wokeness und Sozial-Horror. Statt im einsamen Waldhäusl gruselt's nun titelgemäß in einem desolaten Großstadt-High-Rise-Bau. Das übliche Totenkult-Buch taucht diesmal im Tresorkeller einer Bank auf; das hätte was - Krise als Wiedergänger, Banken als Leichen im Gesellschaftskeller -, bleibt aber mangels Raum-und Sozialgespür anekdotisch. Dafür ertrinkt die Beziehung zweier tougher Mittdreißiger-Schwestern in Dialogen, die Frausein auf Mutterschaft festlegen. Bis zum Finale -Motorsäge nach Vorschrift, Häcksler als Dessert -bewirkt die Kombi von Blutbad und Sensibilität vor allem Moralisierung und Freudlosigkeit.
Ab Fr in den Kinos (OF im Artis)