Holzkörbe sind die neuen Bauchtascherln und Wiener Märkte wieder hip

Urbanismus-Kolumne

Katharina Kropshofer
Stadtleben, FALTER 17/2023 vom 26.04.2023

Es ist ein unverrückbares Ritual: Samstag ist Markttag. Nirgends sonst gibt es Ingwer aus Österreich in einer Menge, die auch Singlehaushalten dient. Oder Kohlrabi so groß wie die Handfläche, trotzdem nicht holzig. Im Winter dann saisonale Rüben, deren Namen man erst googeln muss. Alles bio, versteht sich. Und zu Preisen, die (meistens) auch jenseits von Bobo Town tragbar sind.

Märkte sind aber nicht nur regionale Gemüseoasen, Straßenmusiker verdienen sich hier zumindest eine bronzene Nase, Nachbarn lernen sich in Schlangen kennen. Und anders als Karl Mahrer, Obmann der Wiener ÖVP, unlängst in einem Video behauptete, sind die Wiener Märkte keineswegs Orte, an denen Ständebetreiber unterschiedlicher Familienhistorie den jeweils anderen verdrängen. Im Gegenteil. Geht es nach mir, könnte es also in Wien noch viel mehr Märkte geben. Zumindest auf Probe, zeitgebundene Markt-Pop-ups, wie es die Stadt Wien gerade versucht. Die Seestadt bekommt ab 5. Mai immer freitags einen, vier andere gibt es schon: etwa den Matzner-Markt in Penzing oder den Lory-Markt in Simmering. Eine Offensive, nachdem 2007 in Simmering und Stadlau zwei wichtige Märkte Abschied nahmen - sie unterlagen der Konkurrenz durch größere Einkaufszentren.

Falls Ihnen all das gar zu utopisch klingt, Sie anekdotisch negative Markterfahrungen machen mussten, tut es mir leid. Aber es ist nun einmal Frühling - wann sonst darf man mit rosaroter Brille durch diese schöne Stadt spazieren?

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