Wia tanzn is
Die Wiener Musik hat eine ihrer Schlüsselfiguren verloren: Zum Tod der Geigerin Martina Rittmannsberger

Martina Rittmannsberger, 25. 1. 1966 - 8. 4. 2023 (Foto: Stephan Mussil/www.stephanmussil.at)
Das Licht ist grün-golden an diesem Julinachmittag im niederösterreichischen Ort Litschau, die Sonnenstrahlen fallen durch die Äste der Bäume. Auf einer kleinen Bühne mitten im Wald sitzen die Geigerin Martina Rittmannsberger und der Knopfharmonikaspieler Walther Soyka. Mal haben sie die Augen geschlossen, dann wieder schweifen ihre Blicke in die Ferne. Einander sehen sie nicht an, das Zusammenspiel funktioniert blind; die herb-hellen Klänge der Geige, verwoben in die kräftigen Harmonikatöne. "Weana Tanz" erklingen, alte Wiener Tänze, die zum Zuhören da sind, nicht zum Tanzen.
Rittmannsberger und Soyka waren für ihre einzigartigen Interpretationen, Arrangements und Weiterentwicklungen der traditionellen Wiener Instrumentalmusik bekannt. Sie bildeten das Herz einer Szene, die sich der Pflege und Erneuerung der Wiener Musik verschrieben hat. Auf dem Schrammelklangfestival in Litschau waren sie Stammgäste; als Duo veröffentlichten sie zwei Alben, "Zwirn" (2016) und "Mehr Zwirn" (2020).