Zigaretten rauchen statt die Brust geben
Seit September hat die Volksoper ein eigenes Opernstudio. Als erste Produktion steht Francis Poulencs dadaistische Musikkomödie aus 1947 mit dem kuriosen Titel "Les Mamelles de Tirésias" auf dem Programm. "Die Brüste des Tiresias" lautet der deutsche Titel.
Um die kriegsbedingten Ausfälle zu kompensieren, sollen wieder mehr Kinder gezeugt werden. Es geht um Geschlechtsumwandlungen, radikale Versuche der Frauenemanzipation und eine Maschine, mit deren Hilfe Thérèses Ehemann an einem Tag über 40.000 Kinder in die Welt setzen kann. Doch Thérèse will den Männern nicht mehr unterlegen sein. Sie befreit sich von ihren weiblichen Attributen, raucht, liest Zeitung und nennt sich nunmehr Tiresias.
1958 reduzierte Benjamin Britten das groß besetzte und orchestrierte Werk nach einem Text von Guillaume Apollinaire für sein Musikfestival in Aldeburgh auf ein Dutzend Gesangspartien und zwei Flügel. Nun kommt die surreale, neoklassizistisch komponierte Opéra bouffe mit Jazzeinlagen als Pop-up-Oper und schrille Zeitreise durch die Geschichte des female empowerment im Hefeboden der Ottakringer Brauerei auf die Bühne. Regie führt Maurice Lenhard, der das Studio leitet und an der Volksoper zuletzt Brecht und Weills "Dreigroschenoper" inszeniert hat.