Absurdes Theater trifft auf Salonkomödie: Beckett im Bett mit Georges Feydeau
Winnie versinkt zusehends im Ehebett: Während im ersten Akt noch ihr Busen, ihre Schultern und Arme frei bleiben, schaut im zweiten nur noch ihr Kopf heraus. Winnies Mann Willie haust hinter dem Bett. Manchmal hört man sein Schnäuzen, manchmal sagt er einige Sätze. Meist aber bleibt er stumm, es ist vor allem seine Frau, die einseitige Konversation betreibt. Viel Bewegung findet also nicht statt auf der Bühne, die dem Schlafzimmer einer bürgerlichen Altbauwohnung mit riesigen Flügeltüren nachempfunden ist.
Samuel Becketts Zweiakter "Glückliche Tage" spielt eigentlich auf einem Erdhügel. Die Sonne knallt herunter, Winnies Gesicht und Schultern sind bereits verbrannt, lediglich ein kleiner Sonnenschirm schützt sie vor den gleißenden Strahlen. Auch in Dieter Dorns Inszenierung benutzt Winnie diesen Schutz vor der Sonne, der an einem Punkt zu brennen beginnt. Nur ergibt das Requisit im Ehebett nicht allzu viel Sinn. Der Regisseur braucht aber das Bett als Brücke zum zweiten Teil des Abends. Dorn verbindet nämlich zwei Stücke miteinander: "Glückliche Tage /
Herzliches Beileid". Auf Becketts absurde Tragikomödie folgt Georges Feydeaus Salonkomödie. Was sie verbindet? Reichlich wenig, außer dass sich beide mit der Ehe respektive der Zweierbeziehung und deren Absurditäten auseinandersetzen.
Anika Pages und Michael von Aue spielen jeweils die Eheleute (bei Feydeau: Yvonne und Lucien). Sie rekelt sich unter der riesigen Bettdecke, er kommt als Sonnenkönig verkleidet mit einem Kronleuchter in der Hand mitten in der Nacht von einem Künstlerball heim; die witzigste Szene des gesamten Abends. Es folgen Gespräche, die sich im Kreis drehen, sowie Diskussionen, wer die schöneren Brüste hat: Yvonne oder das Nacktmodel beim Künstlerball.
Die Ehe als eine Ansammlung ständiger Wiederholungen; die Ehe als lähmender Zustand: Auch so könnte eine gemeinsame Deutung der beiden Komödien lauten. Das Setting ins Ehebett zu verlagern war aber nicht die beste Idee: So lädt die Inszenierung sehr zum Einschlafen ein.
Theater in der Josefstadt, Fr 19.30