Die Stadt gibt ihre geheimste Studie heraus. Darin steht: nur positives
Urbanismus-Kolumne
Es war kafkaesk: Ein Journalist des Grätzlblattls wollte die Pilotstudie über das sogenannte "Supergrätzel" lesen, also über die Aufwertung des Volkertviertels im zweiten Bezirk. Die Gemeinde hatte sie in einer Schublade verschwinden lassen und gab sie vor ein paar Tagen nach langem Rechtsstreit endlich heraus. Der Falter.morgen berichtete.
Was klingt wie banaler Alltag in der bürokratischen Stadt, steht für so viel mehr: nämlich die Chance zur Mobilitäts-Vorbildstadt, die Wien gerade vergibt. Paris und London bauen Fahrrad-Highways wie blöd, in Barcelona, der Erfinderin der Superblocks, sind drei von fünf Straßen verkehrsberuhigt. Und Wien? Zählt immer noch 370 Autos pro 1000 Einwohner und kann sich nicht einmal auf einen einzelnen Superblock einigen. Beim jetzigen Konzept sind die Straßenmarkierungen so halbgar, dass Autos einfach über die Linien fahren. So wird das Supergrätzel nie für Nachahmer sorgen. Denn mit der Studie verheimlichte die Stadt einen Erfolg: Dass das Supergrätzel die Lebensqualität, die Sicherheit auf Schulwegen massiv verbessern würde, der finanzielle Aufwand überschaubar bliebe. Einziger Nachteil: 160 Parkplätze müssten dafür weichen. Aber nicht einmal ganz, sondern in eine eigens gebaute Wohnsammelgarage in der Vereinsgasse.
Die Stadt Wien hat sich selbst das Ziel von nur noch 250 Pkw pro 1000 Einwohner gegeben. Bis 2040. Wenn sie das doch nicht will, soll sie es einfach zugeben.