Skandal im Spital
Gesperrte Betten, überlastete Ärzte, fehlende Pflege und immer mehr Gefährdungsanzeigen. Das Gesundheitssystem ist am Anschlag. Die Verantwortlichen in Wien verharmlosen immer noch die Lage. Eine Recherche in Österreichs Spitälern

Ein exemplarisches Bild geht durch die Medien: In der Notaufnahme der Klinik Ottakring kam es in der Nacht vom 15. auf 16. März zu einer Überlastung, Patienten lagen am Gang – Medien von Wien Heute bis Profil zeigten die private Aufnahme (Foto: Screenshot ORF Wien heute)
Mir zerreißt’s den Schädel“, sagt Herr. S. Er ist blass, kann nur geradeaus schauen, sein Blutdruck ist rasant angestiegen. Plötzlich konnte er auch seinen Hals nicht mehr bewegen. Also hat der Pensionist ein Taxi gerufen, dem Fahrer die Notaufnahme der Klinik Ottakring als Zieladresse genannt. Obwohl das Messgerät einen Wert von 210 zu 85 anzeigen wird, wartet S. eine knappe Stunde auf eine Ärztin. Normal wäre ein Wert von 120 zu 80 – und eine Wartezeit von wenigen Minuten.
Die Notaufnahme der Klinik Ottakring ist am Anschlag. Mitte März „stapelten sich die noch nicht gesichteten Patienten“, wie es in einer Gefährdungsanzeige heißt. Jenes Dokument, in dem Pfleger und Ärzte eines Spitals Missstände beim Wiener Gesundheitsverbund (Wigev) anzeigen. Die Mitarbeiter in Ottakring warnen, dass sie nicht mehr für eine gemäße Behandlung der Patienten sorgen können. Die Belegschaft warnte sogar vor einem temporären Ausfall der Notaufnahme. Weil sechs Oberärzte die Station verließen und nur zwei nachgekommen sind, könne das Dienstrad nicht länger besetzt werden. Auch das Pflegepersonal sei unterbesetzt, stark überlastet.