Das Leben nach der Hölle
Im Bärenwald Arbesbach verbringen drei traumatisierte Tiere ihre letzten Jahre - und probieren's mal mit Gemütlichkeit

Wie Balu der Bär im Dschungelbuch kann sich auch Erich in Arbesbach in seinem zweiten Leben entspannen. Das erste Leben verbrachte er in einer Betongrube (Foto: Vier Pfoten)
Ein Bär trottet durch den Mischwald von Arbesbach, mächtige Pranken, scharfe Zähne, er heißt Erich. Es nieselt, der Braunbär hat sich aus seiner Höhle gewagt. Gerade fischt er die Reste eines Karpfens aus einem hohlen Baumstumpf. Überall gibt's hier Essen: Karotten, Rosinen, Nüsse, Hundefutterpellets. Erich muss sich anstrengen, um ans Futter zu kommen.
Er findet es etwa im Plastikball, der von einem Ast baumelt. Oder in einem Kasten an einer Stange, an der er rütteln muss, damit Leckereien herausfallen. Jeden Tag verstecken Tierpfleger Futter, tauschen das Spielzeug aus, damit sich Erich nicht langweilt. Mit dem Karpfen hat er den heutigen Jackpot geknackt, er bringt ihn ins sichere Dickicht. Es sind schließlich noch andere Bären im Wald.
Drei Bären teilen sich das Gelände im Bärenwald. Am 14. Mai 1998, genau vor 25 Jahren, erfolgte hier der Spatenstich in Arbesbach, einer Waldviertler Gemeinde, die sich an Oberösterreich schmiegt und nur wenige Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt liegt. Für die Tierschutzorganisation Vier Pfoten, die den Bärenwald betreibt, war das damals ein großer Schritt. Die österreichische NGO war zu dem Zeitpunkt gerade einmal zehn Jahre alt, sie hatte zuvor Pelztierfarmen besetzt, engagierte sich gegen Hühnerlegebatterien, versuchte das Problem mit streunenden Hunden in Osteuropa einzudämmen.