Das tragische Ende ist vorgezeichnet

FALTER:Woche, FALTER:Woche 19/2023 vom 10.05.2023

Nicht nur Jüdinnen und Juden wurden von den Nazis verfolgt und ermordet, auch viele Homosexuelle - eine Tatsache, die Literatur, Film und Theater derzeit verstärkt aufarbeiten.

Besonders viel tut sich dazu die Truppe Nesterval an. Mit bunten Performance-Game-Events erlangte das Team um Theresa Löfberg (Text) und Martin Finnland (Regie) große Popularität bei Fans, die nun inständig gebeten werden, bei "Die Namenlosen" nicht in Verkleidung aufzukreuzen. Das wäre an diesem gründlich recherchierten Gedenkabend höchst geschmacklos.

In einer Halle hinter dem Brut nordwest folgt das Publikum durch mit Vorhängen abgehängte Räume im Stile der 1930er und 1940er einem der zahlreichen Charaktere. Der Falter-Kritiker hängte sich etwa zu Beginn an Paul Lopek (Lorenz Tröbinger), der in der Porzellanmanufaktur seines künftigen Schwiegervaters anheuert, am liebsten aber Blockwart für die NSDAP wäre, um nicht eingezogen zu werden. Einige Figuren werden nur mit Initialen wie P. oder K. bezeichnet - diese Namenlosen sind jene Homosexuellen, deren tragisches Ende hier von Beginn an vorgezeichnet ist.

Das Ensemble widmet sich dem Thema mit gebührendem Ernst und Pathos. Interaktion und Immersion geraten dabei ins Hintertreffen, was die drei Stunden Fußmarsch doch recht anstrengend macht.

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