"Der Nobelpreis hat mich nicht sicherer gemacht"
Ihre Organisation Center for Civil Liberties dokumentiert zehntausende Kriegsverbrechen in der Ukraine. Diese Woche eröffnet die Friedensnobelpreisträgerin Oleksandra Matwijtschuk in Wien die Festwochen. Ein Gespräch über die Kraft des Rechts im Krieg
Der Angriff Putins gegen die Ukraine wird mit vielen Waffen bekämpft: mit Panzern, mit Sanktionen, mit spärlichen diplomatischen Initiativen. Oleksandra Matwijtschuk, 39, steuert noch etwas bei: das Recht. Die ukrainische Juristin dokumentiert mit der Organisation Center for Civil Liberties seit Jahren Kriegsverbrechen in der Ukraine, um Wladimir Putin eines Tages doch noch vor ein internationales Strafgericht stellen zu können. Gemeinsam mit der russischen (und von Putin verbotenen) NGO Memorial und dem belarussischen Anwalt Ales Bjaljazki erhielt sie dafür den diesjährigen Friedensnobelpreis.
Diese Woche wird die Anwältin die Eröffnungsrede bei den Wiener Festwochen halten. Auf dem Weg nach Wien sprach Matwijtschuk mit dem Falter über ihre beharrlichen Bemühungen, Beweise für Kriegsverbrechen zu sammeln, die Wichtigkeit des Rechtsstaats und des Völkerrechts selbst in Zeiten des Krieges und den alltäglichen Psychoterror der Russen in der Ukraine.