Geschlossene Gesellschaft
Halbleere Kinos, verzweifelte Theaterintendanten: Auch das war Corona. Eine neue Studie widerlegt nun die These vom anhaltenden Publikumsschwund. Leider kommen nicht alle, sondern vor allem Akademikerinnen und Akademiker

Die Theater haben ein Problem: Die große ältere Zielgruppe verliert teilweise das Interesse. Die Jugend rückt zwar nach, aber in kleinerer Menge (Foto: Stadler/Bwag/CC-BY-SA-4.0)
Die gute Nachricht zuerst: Halbvoll ist nicht das neue Ausverkauft. Erleichtert präsentierte Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Die Grünen) eine Umfrage, die sie bei dem Meinungsforschungsinstitut Sora in Auftrag gegeben hatte. Daraus geht hervor, dass sich die Theater, Museen und Konzertlokale nach dem Ende der Pandemie wieder füllen. 81 Prozent der 2000 Befragten gaben an, dass sie 2022 eine Kultureinrichtung besuchten. "Die Zahlen bestätigen die oft kolportierten Hiobsbotschaften nicht", sagt Mayer.
Verzweifelte Konzertveranstalter und halbleere Kinos: Noch im Herbst 2022 klagte der Kulturbetrieb. Waren die Menschen während der Lockdowns auf der Streaming-Couch eingeschlafen? Hatten sie die Lust verloren, unter Leute zu gehen? Feuilletonisten diagnostizierten eine Entfremdung zwischen Bühne und Publikum, ein gefühlter Befund, der sich empirisch nur teilweise belegen lässt. 27 Prozent der Befragten gaben an, ein Theater besucht zu haben (2007 lag dieser Anteil bei 34 Prozent).