Jubelchöre, ferne Klänge und Stimmen aus der Tiefe
Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir", heißt es im 130. Psalm. "De Profundis" ist der meistzitierte Bibeltext - auch in der Musik. Nun haben Sarah Traubel (Sopran) und Andreas Scholl (Countertenor) ihr persönliches "De Profundis" (Aparté) zusammengestellt. Neben Werken von Bach - etwa ein hoffnungsloses "Zerfließe mein Herz" oder das ergreifende "Erbarme dich meiner" - enthält das Album auch Stücke von Schönberg, Berg und Penderecki. Berg vertonte in seiner Lyrischen Suite ein Baudelaire-Gedicht, Schönberg setzte Stefan Georges Worte in Musik. "Ich löse mich in Tönen", singt Traubel und klingt dabei schauderhaft-schön.
Anders als seine Kollegen Schönberg und Berg blieb Franz Schreker (1878-1934) der tonalen Schreibweise treu. "Der ferne Klang" (DG) eint spätromantisch-expressionistische Orchesterwerke und Lieder, die mit Chen Reiss' lyrischem Sopran und Matthias Goernes dunkel timbriertem Bariton vorzüglich besetzt sind. Begleitet vom Konzerthausorchester Berlin unter Christoph Eschenbach erkunden sie Schrekers Klangkosmos zwischen Liebeshauchen, quälender Leidenschaft und versunkenem Glück. Von delikater Anmut ist seine Kammersymphonie, bezaubernd wienerisch, die Valse lente.
Chormusik aus den USA präsentiert der Choir of Clare College Cambridge. "Rolling River" (hm) enthält Chormusik von Leonard Bernstein (u.a. die "Chichester Psalms" mit ihren explosionsartigen Rufen), Acappella-Chorwerke von Samuel Barber sowie zeitgenössische Kompositionen. Pulitzer-Preisträgerin und Grammy-Gewinnerin Jennifer Higdon entführt in die geheimnisvollen Klangwelten von Soloflöten, Glockenspiel, Kristallgläsern und Chorstimmen. Caroline Shaws Vertonung von Psalm 84 pulsiert sanft zwischen Dur und Moll, bei Nico Muhly treffen zwei Chöre auf Orgel und Schlagzeug.