Kein gutes Opfer: "Die Gewerkschafterin"
Maureen Kearney (Isabelle Huppert) ist in der Chefetage des französischen Atomkraftkonzerns Areva kein gern gesehener Gast. Zu hartnäckig ist die irischstämmige Gewerkschafterin. Als ein Whistleblower ihr Dokumente zuspielt, die den Wissenstransfer französischer Kernkrafttechnologie nach China belegen, will Kearney an die Öffentlichkeit gehen. Tausende Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel.
Regisseur Jean-Paul Salomé inszeniert nach wahren Begebenheiten "Die Gewerkschafterin" zunächst als einen mit Details überfrachteten Wirtschaftskrimi, doch ein brutaler Überfall in Kearneys Haus ändert Fokus und Genre. Kearney bleibt traumatisiert, vergewaltigt und mit einem in den Bauch geritzten "A" zurück. A wie Areva?
Schon kurz nach der Tat beginnt der entwürdigende Weg der Demütigung. Die Ermittler -Männer - zweifeln plötzlich an ihrer Aussage. Alles nur Paranoia? Hat sie den Überfall nur vorgetäuscht? Salomé hält die Spannung in der Schwebe, beinah hinterfragt man selbst Kearneys Geschichte. Die Kraft des Films liegt im wahren Hintergrund und Hupperts fesselnder Performance, die zu untypisch, zu kühl, zu ruhig als Opfer in dem Jahre dauernden Kampf um Gerechtigkeit agiert. Ein ungleicher Kampf gegen systemische Misogynie und Mobbing.