Pop in Zeiten des Krieges
Während die Ukraine am Wochenende in Liverpool die Song-Contest-Titelverteidigung anstrebt, tourt Alina Pash als inoffizielle Musikbotschafterin ihres Landes durch Europa. Ihr Sound ist ein spannender Mix aus Folklore und Pop

Beinahe-ESC-Teilnehmerin, Pop-Weltbürgerin und dabei Ukrainerin durch und durch: die Sängerin Alina Pash (Foto: Ivanna Havliuk)
Es ist ihr sichtlich immer noch etwas unangenehm, über die leidige Angelegenheit mit dem Eurovision Song Contest zu sprechen. Alina Pash, das ganze Gespräch über ein Ausbund von Positivität, strahlt auf einmal nicht mehr und ihre Stimme bekommt einen harten Klang.
Das ist verständlich. Sie könnte jetzt, so kurz vor dem ESC 2023, als Siegerin des Vorjahresbewerbs Interviews geben. Allein: Die 30-Jährige ist die Sängerin, die dann leider doch nicht am TV-Musikspektakel teilgenommen hat, da sie kurz vor Ausbruch des russischen Krieges gegen die Ukraine zwischen die Fronten geriet.
Dabei war ihr Beitrag "Tini sabutych predkiw" ("Schatten der vergessenen Vorfahren") wie geschaffen für den Anlass. In dem Ethnopop-Song, der ruhige, dramatische und ekstatische Momente, Obertongesang und Rap vereint, beruft sie sich auf große europäische Vorfahren: Shakespeare, Dante oder auch Picasso, dessen gemalte Taube zu einem Friedenssymbol wurde. All das begeisterte sowohl die ukrainische Jury als auch das TV-Publikum.