Die FPÖ macht Jogginghosen zum Thema, einen Grund hat sie dafür nicht

Urbanismus-Kolumne

Daniela Krenn
Stadtleben, FALTER 19/2023 vom 10.05.2023

Seit gestern haben der verstorbene Modedesigner Karl Lagerfeld und die Wiener FPÖ ein gemeinsames Feindbild: die Jogginghose. Wer sie trage, habe die Kontrolle über sein Leben verloren, war sich der Modezar sicher. Für "respektvollen Umgang" in der Schule brauche es "angemessene Kleidung", findet der Jugendsprecher Maximilian Krauss und verlangt Schuluniformen. Sinnvoll oder übertrieben?

Karina Heerstraß, Direktorin im Laaerberg Gymnasium (dessen Schüler der niederösterreichische FPÖ-Politiker Gottfried Waldhäusl beleidigte), wirkt erstaunt. "Angemessene Kleidung steht eh in jeder Schulordnung", sagt sie, das sei natürlich ein breiter Begriff. Aber nicht jede Jogginghose sei gleich: "Wenn die Schüler mit Hosen mit Spaghettiflecken dasitzen, das geht nicht. Wir reden mit ihnen, was passend ist und was nicht." Vor allem die Jüngeren seien in Sporthosen unterwegs, "die Älteren tauchen zur Matura förmlich auf". Verbot brauche es keines.

Sicherheitshalber ein Lagecheck vor der Schule: Mittags vor dem Laaerberg Gymnasium offenbart sich das Ausmaß. Fünf 16- und 17-Jährige, einer davon in Jogginghose. "Ich trag' einmal im Monat keine", sagt Kim, 16, Schulsprecher des Gymnasiums. Weil sie cool sei, trage man sie halt. Zwei Schritte hinter ihm acht 13-Jährige, drei davon mit besagter Beinkleidung. "Ist angenehm!", sagt Atir. "Die Lehrer verbieten uns das, aber dann zieh ich's extra an!" Eine Revolution in Jogginghosen!

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