Der Staat zieht alle Register
Endlich darf in Österreich mit Daten aus öffentlichen Registern geforscht werden. Warum zögern Ministerien, sie freizugeben?
Die Todesursachen sind ein guter Anfang. Aber Erwin Stolz reichen sie nicht. Der Gerontologe forscht am Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Medizinischen Universität Graz, sein Thema ist das Altern. In einem aktuellen Forschungsprojekt beschäftigt er sich damit, an welchen Krankheiten Menschen sterben, wenn sie gebrechlich werden.
Um diese Frage zu beantworten, nutzte Stolz sogenannte Mikrodaten, also Informationen von einzelnen Personen. In Österreich dürfen Forschende sie über das Austrian Micro Data Center (AMDC) beziehen, eine Einrichtung, die zur Statistik Austria gehört. Das AMDC bietet an, Daten aus unterschiedlichen Quellen zu verknüpfen; dabei werden sie pseudonymisiert, die Namen der Personen also durch eine Kennzahl ersetzt. Stolz ließ die Ergebnisse der österreichischen Gesundheitsbefragung aus dem Jahr 2014 mit den Todesursachen bis Ende 2021 koppeln: Wer von den Menschen, die 2014 gebrechlich waren, war mittlerweile gestorben, und wenn ja, an welchen Krankheiten?