Die Krise der Bühnen ist bis auf weiteres abgesagt
Kürzlich war meine Frau ziemlich grantig. Für ihren Ärger sorgte der einmal gescheiterte Versuch, Theaterkarten zu kaufen. Um "Die Namenlosen" wäre es gegangen, die neue Arbeit des Wiener Kollektivs Nesterval. Sie hatte sich in ihrer stressigen Arbeit extra fünf Minuten freigeschaufelt, um beim Start des Onlineticketverkaufs mittags um zwölf dabei zu sein.
Ohne Erfolg, sie bekam auch diesmal nur den Hinweis, der Nesterval seit Jahren begleitet: Alle Termine ausverkauft! Einige Tage später war "Die Namenlosen" im Stadtleben-Zimmer Thema. Katharina Kropshofer hatte es am Vorabend gesehen und war begeistert ("Karte über einen Freund bekommen, der mitspielt"), Lukas Matzinger hat den Besuch noch vor sich. Anders als meine Frau lässt er sich von Kartenvorverkaupfsportalen nicht fertigmachen.
Der Mann ist ein abgebrühter Profi, dem Rest der Welt immer um den entscheidenden Klick voraus. Sollten weitere Termine für "Die Namenlosen" angesetzt werden, bitte ich einfach ihn, meine Frau (und mich) glücklich zu machen.
Dieser anekdotischen Beobachtung wider den Publikumsschwund könnte ich noch weitere folgen lassen; von den vollen Programmkinosälen an Wochenendnachmittagen über Popkonzerte bis zur Tatsache, dass meine Familie vermutlich eher eine Audienz beim Pabst als gute Karten für ein Florentina-Holzinger-Stück bekommt.
Eine aktuelle österreichische Studie bestätigt meine Wahrnehmung: Die Krise der Bühnen ist vorerst abgesagt. Wie erfreulich - auch wenn meine Frau das gerade einen Tick anders sieht.