Wabe versus Hack: Körpermalerei trifft Keramik aus dem Fleischwolf
Künstlerkinder, die schon von klein auf im Atelier herumkugeln, malen und basteln -haben sie später einen Vorteil? Vielleicht zumindest in Hinblick auf das technische Können, legt die Doppelschau "Primal Instinct" von Minda Andrén und Dominika Bednarsky nahe. Beide wuchsen mit einem Künstlerelternteil auf, Andrén in Göteborg und Bednarsky in Schweinfurt.
In der Klasse von Daniel Richter fand die 1990 geborene Schwedin zu einem gegenständlichen Stil, den sie bei einer neuen Serie von Ölbildern stark mit Mustern überlagert. Die Künstlerin ist derzeit auch in der Gruppenschau "Über das Neue" im Belvedere 21 vertreten. Andrén malt Figuren und Körperteile, die sie virtuos mit einer Waben-oder Zellstruktur verwebt. Sie spielt auf Alternativmedizin an, was Energieströme ins Spiel bringt: Einer Frauengestalt werden heilend Hände auf Stirn und Rücken aufgelegt; ein Fuß zeigt in seinem Inneren ein Verdauungssystem, was wiederum an die Fußreflexzonenmassage erinnert.
Dann wieder schweben rote Organe und Geflechte ungebunden über die farbig grundierten Leinwände -als hätten sie sich vom Körpergefäß emanzipiert. Die Stimmung bleibt in sich gekehrt, so auch beim Bild "Do you know where your second heart is?", das eine junge Frau nachdenklich mit Ball im Schoß zeigt, während sie Ornamente überziehen.
Aufgeweckt wirkt hingegen der Maulwurf, der in Bednarskys Keramik aus einen Haufen von Hackfleisch klettert. "It's Chow Time", also "Es ist Futterzeit", heißt die Skulpturenreihe, die einer deutschen Kulinariksünde nacheifert. "Mettfiguren", also aus rohem Faschiertem geformte Beef-Tartare-Igel oder -Gesichter, waren bei BRD-Büffets früher populär. Bednarsky dreht nun den Ton durch den Fleischwolf und kreiert daraus eine Hochzeitstorte, die Mähne eines Keramikpferdes oder einen Geschenkkarton mit blauer Masche.
Die kuriose Oberfläche zieht an und stößt als Gewürm auch ab. Wie ihre Kollegin Andrén beherrscht die Künstlerin die Technik auf hohem Niveau. Wirken die Arbeiten deswegen so selbstgenügsam und schwer zu durchdringen?