11. April. Lesbos. Mittagszeit
Der Österreicher Fayad Mulla hat gefilmt, wie griechische Behörden Flüchtlinge vor Lesbos auf hoher See aussetzten. Damit ist die gewaltsame Praxis der staatlich organisierten Pushbacks in Griechenland dokumentiert. Wird sich jetzt etwas ändern?

Zwölf Menschen, darunter Kinder, werden von einem Lkw zu einem Schnellboot gebracht (Foto: Screenshots Video New York Times/Fayad Mulla)
"Das ist keine Sonntagvormittagaktion der Identitären, sondern eine von den griechischen Behörden organisierte systematische Herangehensweise. Die Vollstrecker wissen, dass sie eine Straftat begehen. Warum sonst setzen sie sich Masken auf?"(Fayad Mulla)
Die Szenerie ist luxuriös: Eine moderne Villa auf dem Hügel vor der Küste, fünf Schlafzimmer, sechs Badezimmer und Infinitypool. Ein privater Badesteg führt ins Wasser in dieser Bucht auf Lesbos, Gemeinde Fteli, im Südosten der griechischen Insel, 45 Fahrminuten von der Hauptstadt Mytilini entfernt. Man kann das alles im Verkaufsprospekt der Villa nachlesen. Denn sie sucht einen neuen Besitzer.
Doch die Menschen, die an diesem 11. April 2023 über den Bootssteg stolpern, sind keine potenziellen Käufer. Sie sind nicht freiwillig hier. Ein verschlossener weißer Van hat sie hergebracht. Jetzt schubsen sie drei vermummte Männer zum Anlegepunkt und zwingen sie auf ein Schnellboot zu steigen. Insgesamt sind es zwölf Personen, darunter