Energie- und Zeitenwende: Habeck unter Höchstdruck
Die Welt-Kolumne
Gerade noch war er der Liebling der deutschen Politik, jetzt steht er unter Beschuss: Robert Habeck, Wirtschaftsminister und Vizekanzler Deutschlands, sieht zerzaust aus. Wurde Bundeskanzler Olaf Scholz zu Beginn der deutschen Ampelregierung aus SPD, FDP und den Grünen als Zögerer gesehen, war Habeck als Macher beliebt. Jetzt aber werden dem 53-jährigen Grünen-Star Fehler in der Personalpolitik und Chaos bei der Energiewende vorgeworfen.
Die "Trauzeugenaffäre" ist für Habeck sehr schmerzhaft. Am vergangenen Mittwoch musste er seinen Staatssekretär Patrick Graichen feuern. Der geschätzte Experte für die Energiewende hatte Habeck entscheidend dabei geholfen, Deutschland von russischen Gaslieferungen abzunabeln und gut durch den ersten Kriegswinter zu bekommen.
Leider hatte Graichen auch seine Hände im Spiel, als Michael Schäfer zum Geschäftsführer der bundeseigenen Deutschen Energieagentur DENA bestellt wurde. Der war durchaus befugt. Aber er war auch Graichens Trauzeuge. Im Zuge einer internen Untersuchung musste Habeck dann feststellen, dass Graichen auch ein Projekt der Umweltorganisation BUND für förderwürdig eingestuft hatte. 600.000 Euro sollten fließen. Im Vorstand saß Graichens Schwester Verena. Diese Fehler sind schlimm. Und Habeck hat zu lange an seinem Staatssekretär festgehalten. Grüne dürfen sich Freunderlwirtschaft genauso wenig erlauben wie alle anderen.