Krise ohne Sound
Dem Klimaaktivismus fehlen begeisternde Hymnen. Aber ist eine Protestbewegung ohne Popkultur nicht zum Scheitern verurteilt? Auf der Suche nach einem Soundtrack gegen den Weltuntergang
Es ist nicht schwer, sich diese Szene vorzustellen: Mitteleuropa, irgendein Club, zu viele sich herumschiebende Teenager und eine junge, angesagte Band auf der Bühne. Es riecht nach E-Zigarette, Schweiß, Alkopops und man versteht kaum ein Wort, so jugendlich ist die Sprache. Die edgy gekleidete Sängerin feuert das Publikum an, die Menge tobt. Ein Junge mit Hornbrille filmt sich und die kreischenden Menschen ringsum.
Ja, das ist sie: die Party des Jahres. Und alle, wirklich alle hier sind verrückt nach dem Song, der nun kommen soll. Zeilen daraus sind bereits jetzt in Form von Sprechchören zu hören. Selbst Sie, verehrte Leserin, kennen den Refrain bereits in- und auswendig. Es sind einfache, wütende Zeilen, verwoben mit einer Wahnsinnsmelodie – intelligent, subversiv wie plakativ, lustig und eine Welle von Endorphinen auslösend, einem Ecstasy-Rausch gleich. Kurz: Es sind Zeilen für die Ewigkeit, und dennoch appellieren sie an das Hier und Jetzt, denn der Song handelt von der Klimakrise.