Achtsamkeit, Krawall und Euphorie

Neue Platten, FALTER 22/2023 vom 31.05.2023

Wie sangen Tocotronic? "Es ist einfach Rockmusik." So einfach ist es mit dem Rock oft nicht - dann etwa, wenn Zipfelbuben die ewiggleichen Posen rausholen, um Virilität zu suggerieren, und doch nur Muffigkeit verbreiten. Das Wundersame an der Rockmusik ist ja, dass sie in allen Schattierungen tausendmal durchdekliniert worden ist. Trotzdem tauchen immer wieder Bands auf, die den alten Riffs neues Leben einhauchen.

Um "die Welt mit Gitarren aus den Angeln zu heben", wie es Kollege Stöger unlängst in seinem Porträt von Bipolar Feminin formuliert hat. Die Wiener Band besteht aus der Frontfrau Leni Ulrich, Jakob Brejcha an der Gitarre, Max Ulrich am Bass und Samuel Reisenbichler am Schlagzeug. Es ging alles sehr schnell: Im Frühjahr 2022 erschien das erste Mini-Album "Piccolo Family", eine tolle Talentprobe; spektakuläre Konzerte machten Bipolar Feminin in der Folge zur aufregendsten Band der Stadt.

Das nun erschienene Debütalbum "Ein fragiles System" ist noch besser. Dabei geht es in den zehn Liedern eben "nicht um Testosteron, Schnaps und Rockklischee, sondern um Achtsamkeit in krawalliger Form, ein Popsongs gewordenes Ringen mit dem Leben und das impulsive Miteinander von Wut und Euphorie", so Stöger. Aber es ist auch: einfach Rockmusik.

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