An der Grenze, mit Baby im Gepäck
Theater aus dem Iran steht nicht allzu oft auf den Wiener Spielplänen, heuer bei den Festwochen kommen gleich zwei Produktionen von dort. Keyvan Sarreshteh spielte kürzlich sein Solo "Timescape", nun zeigt die iranische Regisseurin Afsaneh Mahian ihr Drama "Das Kind". Mahian begeisterte schon 2016 das Festwochen-Publikum mit ihrer persönlichen, dokumentarisch entstandenen Kochshow "Die Anpassung".
Im aktuellen Stück müssen drei Frauen aus drei Ländern an einer Grenze Verhöre über sich ergehen lassen; sie alle suchen nach Schutz: Eine Jesidin aus dem Irak, die vor dem Islamischen Staat geflüchtet ist, eine Afghanin, die ihrem gewalttätigen Ehemann entkommen konnte, und eine Libyerin, deren Leben von Armut, Hunger und sexueller Gewalt bestimmt war. Mit ihnen ein Neugeborenes, zu dem sich keine der Frauen bekennt. "Sie versuchen, das Kind und seine Zukunft zu retten", erklärt die Regisseurin. Im Falle einer Abschiebung könne es so vielleicht im sicheren Zielland bleiben. Auf reduzierter Bühne verkörpert die iranische Star-Schauspielerin Fatemeh Motamed-Arya alle drei Frauen.
Der Text zu "Das Kind" kommt von Naghmeh Samini. Im Rahmen der Festwochen-Reihe "Widerstand schreiben" spricht die Autorin am 5. Juni über weibliche Proteste im Iran (siehe auch Seite 35).