Inside Budapest
Bücher, kurz besprochen
Als ehemalige Fidesz-Abgeordnete, später als liberale Politikerin erlebte Zsuzsanna Szelényi hautnah den demokratischen Verfall ihres Landes. Detailreich skizziert die Direktorin der Central European University in Budapest, wie Ungarns Premier Viktor Orbán systematisch den Rechtsstaat untergräbt, um ein nepotistisches System zu errichten. Die Fidesz-Partei wurde von ihm auf nationalistische und christliche Ideen eingeschworen. Europapolitisch wandert er auf einem schmalen Grat zwischen Brüssel und autokratischen Regierungen und setzt dabei seine spaltende Strategie ein. Damit inspiriert er andere rechte Politiker. Auch FPÖ-Chef Herbert Kickl sieht in Ungarn ein Modell für Österreich. Die Autorin hofft, dass Orbán am Ende über seine eigene Strategie stolpern wird. Indem er mit Autokraten wie Wladimir Putin kooperiert, treibt er sich selbst in die Enge und führt eine immer stärkere Radikalisierung seiner Partei herbei. Durch die Energie-Abhängigkeit von Russland forciert er das wirtschaftliche Desaster Ungarns.
Zsuzsanna Szelényi: Tainted Democracy. Viktor Orbán and the Subversion of Hungary. Hurst, 352 S., € 32,-