Tiroler Interventionen
Ein Journalist berichtet von der Innsbrucker Gemeinderatssitzung. Einen Tag später wird er gekündigt. Ein Lehrstück aus der Regionalberichterstattung

Foto: Florian Scheible
Als Michael Steger, 38, am 26. April um 10.45 Uhr nach einer Pressekonferenz aufs Rad steigen wollte, um in die Redaktion zu fahren, leuchtete die Nummer seines Chefredakteurs Sieghard Krabichler am Handydisplay auf. Redaktionsleiter Steger rechnete nicht damit, dass der Chef ihm seine Kündigung bekannt geben würde. „Können wir das in der Redaktion besprechen?“, fragte er überrascht. Der Chefredakteur, erinnert sich Steger, habe ihm nur geantwortet, das ändere auch nichts mehr. Der Grund? Mehrere Innsbrucker Kommunalpolitiker hätten sich über Stegers Berichterstattung in den Tiroler Regionalmedien am Tag zuvor beschwert. Sogar mit einer Klage sei gedroht worden. Warum? Steger hatte geschrieben: „Mehrere Gemeinderatsmitglieder sind zumindest nicht mehr nüchtern.“ Am Nachmittag bestätigte die Geschäftsführung Stegers Kündigung. Sein Artikel ist seither offline.