Alles Theater dieser Tage, auf und abseits der Bühne
Jetzt bin ich schon 49, habe aber immer noch kein Interesse am Besitz schneller Autos, an Affären mit jungen Frauen und sonstigem Midlifecrisis-Kram. Allerdings war ich heuer schon ähnlich oft im Theater wie auf Rockkonzerten, während das Verhältnis früher etwa 50 zu eins lautete. Mein Highlight so far: das Jandl-Stück "humanistää!" am Volkstheater. Fährt wie Sau, hätte man bei Musik gesagt; der korrekte Theatersprech ist mir leider noch nicht geläufig.
Auch vergangenes Wochenende stand im Zeichen des Theaters. Aufführung eins dauert noch an, es ist das mediale Getöse zum Fall des Rammstein-Sängers und mutmaßlichen Missbrauchstäters Till Lindemann (siehe Artikel im Feuilleton). Ein erschütterndes Drama mit viel Irritationspotenzial. Verteidigende Fans hauen arg daneben, ebenso aber auch Teile der kommentierenden Zunft, die, bewusst oder unbewusst, einem neuen Puritanismus das Wort reden.
Stück Nummer zwei fand am Werk X statt. Das famose aktionstheater ensemble hat mich mit seiner eigenwilligen Gegenwartsreflexion "Morbus Hysteria" gut unterhalten, letztlich aber deutlich weniger zum Nachdenken animiert als das Drama Lindemann.
Aufführung drei lief in einem Kärntner Landgasthaus: mein 30-jähriges Maturatreffen. Just die einst ruhigste und bravste Schulkollegin trat dort schrill, laut und irritierend aufgebrezelt in Erscheinung. Wohnte ich hier einer Komödie bei? Zum Glück lachte ich nicht. Der Hintergrund ihrer Verwandlung, so stellte sich heraus, sind Scheidung und Lebenskrise. Ein weiteres Drama also, kein Lustspiel. Was für ein Theater!