Der Herausforderer
Seit eineinhalb Jahren ist Gabriel Felbermayr Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo. Seine Rolle legt er offensiv an. Vor allem, wenn es um Kritik an der Regierung geht. Was steckt dahinter?

Foto: Heribert Corn
Der Unbotmäßige amtiert ausgerechnet, wo sich die Mächtigen einst gegen die Niederschlagung möglicher Aufstände wappneten: im backsteinverzierten Arsenal-Komplex hinter dem Hauptbahnhof. Dort liegt hinter der historischen Sportanlage im Objekt 20 das Hauptquartier des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo. Im dritten Stock sitzt eben der Ökonom Gabriel Felbermayr, dessen Chef. Seit eineinhalb Jahren arbeitet er hier. Er ist, wenn man so will, der wirtschaftspolitische Chefkommentator der Nation.
Wären nicht die haushohen Baumkronen, Felbermayr könnte von seinem Eckbüro wohl die ehemalige Kommandantur sehen, jenes im maurischen Stil erbaute Gebäude, das der Kaiser nach der bürgerlichen Revolution 1848 errichteten ließ, sodass sich eine solche nicht wiederhole. Heute befindet sich auf dem weitläufigen Gelände des Arsenals auch das Heeresgeschichtliche Museum, mit Freiluftpanzern und Granatwerfern. Felbermayr waltet in unmittelbarer Nachbarschaft. Aber seine Waffen sind deutlich subtiler. Die Methode: die Analyse. Sein Schlachtfeld: die öffentliche Arena. Der Adressat: immer öfter die türkis-grüne österreichische Bundesregierung.