DIE KULTURKRITIK DER WOCHE
MARKUS HINTER HÄUSERS KRITIK AN DER FPÖ-KRITIK: HERRSCHAFTS-WISSEN AUS DERINTENDANTEN LOGE
Markus Hinterhäuser, Intendant der Salzburger Festspiele, liebt die Polemik. Genau vor einem Jahr verteidigte er den griechisch-russischen Dirigenten Teodor Currentzis, der gegen alle Widerstände in Salzburg auftreten sollte. Aufgrund seiner Nähe zum Kreml war Currentzis in Misskredit geraten. "Das ist ein zynisches Begleichen alter Rechnungen unter dem Deckmantel der Moral", dröhnte Hinterhäuser.
Ein Jahr später holt Hinterhäuser gegen jene Künstler aus, die die Beteiligung der FPÖ an der Salzburger Landesregierung anprangern. Der Schauspieler Cornelius Obonya etwa forderte, die anstehende Eröffnungsrede des Landeshauptmanns Wilfried Haslauer (ÖVP) zu boykottieren. Auch diesmal bewies Hinterhäuser rhetorisches Talent: "Der Aufruf von Obonya ist von bemerkenswerter gedanklicher Schlichtheit." Der Widerstand gegen die FPÖ bringe "ewig gleiche Empörungsrituale" hervor.
Bisher galt Hinterhäuser als Aushängeschild einer kritischen Kultur. In den 1990er-Jahren als Programmleiter bei den Salzburger Festspielen und dann bei den Wiener Festwochen belebte er die Klassik durch Avantgarde. Noch 2008 bezeichnete er den Wahlerfolg rechtspopulistischer Parteien als "Schande für dieses Land". Vom Regimekritiker zum Verteidiger des Establishments -was ist passiert?
Mit den Salzburger Festspielen übernahm Hinterhäuser ein Festival, das 1920 als Bollwerk gegen die Moderne gegründet wurde: barockes Mysterienspiel gegen bolschewikische Avantgarde. Unter dem Deckmantel einer humanistischen Moral verstehen es die Festspiele, ihren reaktionären Kern zu tarnen. Der durch die Entgleisungen ihres Chefs wieder zum Vorschein kommt.