Ehre, wem keine gebührt
Johannes Koll untersuchte die Ehrendoktorate der WU an Nazi-Sympathisanten. Und stieß auf sehr österreichische Geschichten

Foto: Heribert Corn
Aktenordner im Regal, Mineralwasser auf dem Tisch, die Sonne scheint durch die Fenster. Das Büro von Johannes Koll im Institut für Wirtschafts-und Sozialgeschichte der Wirtschaftsuniversität (WU) ist äußerst freundlich. Es passt nicht zu dem grimmigen Stück österreichischer Geschichte, das der Historiker hier aufgearbeitet hat. Gemeinsam mit einer Mitarbeiterin untersuchte er im Auftrag des Rektorats alle Ehrendoktorate der WU in Bezug auf die Frage, ob Geehrte dem NS-Regime nahestanden.
Ehrendoktorate sind so etwas wie Visitenkarten einer Institution. Sie zeigen die Menschen, mit denen - und deren wissenschaftlichen Leistungen -sich die Institution schmücken will. Seit 1936 hat die WU insgesamt 27 solcher Ehrentitel verliehen, rund 20 davon hat Koll untersucht und vier Biografien der Geehrten akribisch aufgearbeitet.