Hey, die roten Gfrieser schauen wieder massiv aus dem Kastl!
Der Kommentar des Herausgebers
War der SPÖ-Parteitag nicht eine Art Wiedergeburt linker Politik? Was Andreas Babler bot, konnte man zwar nachträglich einfangen, indem man es, wie fast alle Kommentare, mit dem Prädikat "emotional" ausstattete, während Hans Peter Doskozil sich nicht nur aufgrund seiner stimmlichen Herausforderung "pragmatisch" präsentierte.
Aber Babler war selbstverständlich nicht emotional im Sinne von "gefühlig" oder "sentimental". Bei ihm kam zum Vorschein, was der Soziologe Max Weber "politische Leidenschaft" nannte, neben "Sachkenntnis" eine unabdingbare Voraussetzung für den Beruf des Politikers. Genau diese Leidenschaft hatte man bisher vermisst.
Auch wenn es zuerst scheinen wollte, als hätten die Delegierten wohl im Großen und Ganzen ihre Präferenzen mitgebracht und sich von Bablers Schwung nicht umstimmen lassen, konnte man doch den Effekt seiner Rede mit Händen greifen. Nicht einmal sein Kontrahent Doskozil verschloss sich diesem Eindruck. Bablers Leidenschaft kam offenbar aus jenem glaubhaften Engagement, welches das Publikum für aus der Politik endgültig verschwunden glaubte. Und der Theatercoup am Montag brachte die Wahrheit zutage: Babler hatte in der Tat gewonnen.