Kirschbäume und Raketennächte
Das dokumentarische Festwochen-Stück "Exodus" erzählt authentisch von Flucht und Krieg
Ahmad Al Hariri beschreibt die Rosen, Zitronen und Mandarinen. Die Olivenbäume hat sein Opa eingepflanzt. Die Kirschbäume mag er am liebsten. Der gebürtige Syrer erzählt vom Garten, der Stadt mit den vertrauten Gebäuden aus Vulkanstein und den engen Gassen. Er berichtet, wie seine Tochter in einem Keller auf die Welt kam, während Raketen vom Himmel fielen, und wie er und seine Frau daraufhin beschlossen, das Land zu verlassen.
Vor zehn Jahren floh die fünfköpfige Familie über Jordanien nach Wien. Der heutige Volkshilfe-Mitarbeiter richtet seinen Monolog an die jüngste Tochter: "Ich zeige dir auf Google Maps, wo dein Zuhause ist", sagt er. "Den Ort, an dem du geboren bist."
Al Hariris berührende Rede ist Teil des Theaterprojekts "Exodus", das bei den Wiener Festwochen aufgeführt wird. Das Stück des georgischen Regisseurs Mikheil Charkviani beschäftigt sich mit den weitreichenden Konsequenzen von Krieg. Auf der Bühne stehen Menschen, die auf die eine oder andere Art mit Flucht in Berührung kamen. Bei zwei Proben war der Falter zugegen.