Ein Unstern über der Vatertagsverschiebung

Feuilleton, FALTER 24/2023 vom 14.06.2023

Am vergangenen Sonntag war Vatertag, mir aber steht er noch bevor, weil meine Tochter gerade damit beschäftigt ist, Geysire zu regulieren und Gammelhai zu essen, und erst am nächsten Wochenende Zeit hat. Ich glaube, ich bin der einzige Mensch in meinem Freundes- und Verwandtenkreis, der sich gerne feiern lässt; und zwar nicht, weil ich es so toll fände, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen (okay, zugegeben: Manchmal ist es ganz nett), sondern weil ich anlassgebundene Formen von Geselligkeit schätze und daher auch beschlossen habe, es in Hinkunft an den Marienfeiertagen stärker krachen zu lassen. Außerdem wurde mir am Vatertag stets die Lizenz erteilt, Frau und Tochter in den Böhmischen Prater zu verzahn. Ich hege nämlich eine Passion für den, die in meiner Familie allerdings niemand teilt. Dieses Vaterbespaßungsprogramm hat sich aber leider erübrigt, da der Bierstadl, um den ich mir seit Jahren Sorgen gemacht hatte, nun tatsächlich und endgültig den Zapfhahn zugedreht hat. Damit der schlechten Nachrichten aber noch nicht genug. Angeboten hätte es sich natürlich, die Vatertagsfeierlichkeiten vom Bierstadl in die exakt 5,61 Kilometer Luftlinie entfernte Bierinsel im "richtigen" Prater zu verlegen. Aber auch die hat mittlerweile dichtgemacht. Die Dimension dieser Katastrophe scheint indes in den Köpfen der Wiener und Wienerinnen noch nicht angekommen zu sein. Es bedeutet nichts weniger, als dass nun auch die zwei letzten Vertreter des "Grand Slams der Gastgärten", den mein Freund Wolfgang und ich vor Jahrzehnten etabliert hatten, endgültig über den Jordan sind (die anderen beiden wurden längst zu Tode optimiert). Es wird Zeit, ein beinhartes Protestlied anzustimmen, das sich gegen alle richtet, die sich betroffen fühlen (auch gegen mich selbst). Warum lassen wir uns das bieten? Sind wir Väter oder Simandln? Wo sind die "Fathers for Future", wenn man sie braucht? Warum rührt die Unesco keinen Finger? Und was geht mit der sauberen Stadtregierung? Konterfeis von Ulli Sima in der Landschaft zu verteilen kann nicht alles sein!

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