Bau eines Lebens: "Palast des Postboten"
Jeden Tag wandert Joseph Ferdinand Cheval 32 Kilometer durch Wald und Flur, um seine Briefe auszutragen. Das Leben im französischen Hauterives der 1870er ist karg, der Tod holt viele früh. Postbote Cheval, ein Eigenbrötler mit autistischen Zügen, heiratet Claire-Philomène Richaud. Nach der Geburt von Tochter Alice entwickelt er einen Plan: Für sie will er den "idealen Palast" bauen, von dem er auf seinen Wegen geträumt hat -zusammengesetzt aus gesammelten Steinen und nachgeformten Inspirationen aus aller Welt.
Mit "Der Palast des Postboten" fasst Nils Tavernier die Biografie von Joseph Ferdinand Cheval (1836-1924) in ein feingliedriges Historiendrama. In aller Ruhe rückt er die Schönheit der schroffen Landschaft und das Dasein am Ende des 19. Jahrhunderts ins Bild. Mit liebevollem Staunen porträtiert er einen von vielen für verrückt gehaltenen, aber äußerst kreativen Sturkopf. Jacques Gamblin glänzt als schwer gehemmter Postbote, Laetitia Casta als Philomène, wechselnd zwischen Unverständnis und Zuneigung. Das Geheimnis, woher Chevals unglaubliche Antriebskraft kam, kann Tavernier nicht lüften -und das ist gut so. Das Vermächtnis des Postboten aber, die "einzige naive Architektur der Welt", ist heute denkmalgeschützt und zieht zahlreiche Besucher an.
Ab Fr in den Kinos (OmU im Filmhaus)