Der Wütende
Mit seinen überspitzten Formulierungen hat der Aktivist Petar Rosandić ein Anhaltezentrum in Bosnien verhindert. Die Organisation ICMPD von Ex-Vizekanzler Michael Spindelegger klagt ihn nun aber wegen Kreditschädigung. Wer ist der Mann?

Petar Rosandić wurde im August 1984 in Zagreb geboren. Seit seinem achten Lebensjahr lebt er in Wien (Foto: David Pichler)
Petar Rosandić, 38, sieht müde aus. Er hat auch gute Gründe, gestresst zu sein. Gerade wurden seine NGO SOS Balkanroute und er persönlich vom österreichischen International Centre for Migration Policy Development (ICMPD) verklagt. Der Streitwert liegt bei 34.000 Euro.
Das ICMPD, dessen Vorsitzender der ehemalige ÖVP-Chef und Außenminister Michael Spindelegger ist, hat im bosnischen Flüchtlingslager Lipa zuletzt zwölf Haftzellen für Migranten gebaut. Rosandić sprach im Zusammenhang damit von "skandalösen Zuständen" und einem "Guantánamo in Europa". ICMPD sieht in diesen Aussagen eine "wiederholte Kreditschädigung" und fordert Unterlassung sowie einen Widerruf.
Das anstehende Verfahren ist aber nicht der Grund, warum Pero, wie Rosandić von seinen Freunden genannt wird, an diesem Montagvormittag Ringe unter den Augen hat. "Ich komme gerade von einer dreitägigen Klausur", sagt er nüchtern, bestellt eine Melange und zieht eine Packung Zigaretten aus der Tasche seiner Jogginghose.