Nadia Beugré: Die sanfte Heldin
Die ivorische Tänzerin und Choreografin Nadia Beugré tourt seit elf Jahren mit ihrem Solo "Quartiers Libres"
Ein Haus, das plötzlich von etwas Physischem erschüttert wird, das ist die Art und Weise, wie ich arbeite", sagt Nadia Beugré. Ein Haus, das zwar noch stünde, dem aber ein Stück seines Daches oder seiner Wände fehlten. "Womit kann ich es wieder aufbauen, ersetzen und auffüllen?", fragt Beugré mit ihrem Solo "Quartiers Libres", in dem ein tosender Wasserfall aus plattgedrückten Plastikflaschen durch das Dach des Theaters zu stürzen scheint.
Der Westen feiert Beugré gerne als Heldin und Kämpferin, als wütende, starke, Schwarze Frau, die ihr Publikum mit einer rohen Energie konfrontiert und mitunter beunruhigt. Erdrückende Geschichten von nicht eingelöster Freiheit schüren unsere Sehnsucht nach Held:innen. Übergehen wir mit unserer Vorstellung dessen, was heroisch ist, jene feinsinnigen Nuancen, welche die weniger frontal und laut performten Momente von "Quartiers Libres" ausmachen?