Aale fahren mit: Sentimentale Zeitreise zu den Pflichtstationen eines Franchise

Drehli Robnik
FALTER:Woche, FALTER:Woche 26/2023 vom 28.06.2023

Yesterday belongs to us!", sagt hier ein Altnazi-Archäologen-Schurke (Mads Mikkelsen), dem die Zeitreise glückt. Über Zeitliches sprach auch Harrison Ford vor dem Start seines fünften, finalen Einsatzes als Indiana Jones: "When I'm gone, he's gone." Ford ist 80, circa so alt wie -nicht Indiana Jones, aber wie der Old-Hollywood-Abenteuer-Exotismus (etwa "Gunga Din", 1939), der diesem Franchise als Vorbild diente, als es 1981 begann. Damals noch ohne Indy im Titel: "Raiders of the Lost Ark", die ark, hebräische Bundeslade, umgetitelt in "Jäger des verlorenen Schatzes" im Synchrondeutsch der Nach-Nazi-Länder. Teenies wie ich (und viele andere) amüsierten sich über vorschriftsmäßig augenzwinkernde Action nach Art von Stationenlauf-Games (Schatzkammer-Todesfallen!) in Kolonialkulisse; manche Leute sagten ein Wort, das mit P beginnt und mit ostmoderne endet. Hinzu kam die Ahnung, dass Indys lakonisches Erschießen und beherztes Herumbosseln von Menschen mit Turban oder Schleier rassistisch war. Gar so anders ist es in "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" auch nicht.

Dieses Rad allerdings drehte nicht Steven Spielberg, sondern James Mangold. Auf Basis der Rezitation heiliger Vorlagentexte aus der Reagan-Ära klappert eine "Magical Mystery Tour", wie es passend zum Handlungsjahr 1969 tönt, als flotte Abschiedstournee noch einmal alles ab.

Es gibt: Zug-Action mit de-aged Ford als Auftakt anno 1944, Phoebe Waller-Bridge als engagierte lustige Sidekick, Archimedes' Zeitreise-Tools als zu plündernden Schatz, Nazis als Nazis, Aale als Schlangen, einen marokkanischen Buben als Pendant zum lokalen Helferlein Short Round von 1984, eine reingeschriebene Schwarze CIA-Agentin als Wink an die Wokeness, der die Wokeness beleidigt. Es gibt zweimal Herrn Sallah, fünfmal Rückspiegel in Verfolgungsjagden, fünfzigmal das Fanfare-Thema. "Sei Fan, fahre mit!", fordert es. Sentimental geht allemal. Im Liebesdialog wird wie einst gefragt, wo's denn nicht wehtut. Was willst du mehr? Du willst nicht mehr.

Ab Fr in den Kinos (OF im Artis und Haydn. OF-IMAX im Apollo)

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