DIE KULTURKRITIK DER WOCHE
Im Kino gewesen, gefröstelt. Wie mir mein Abo geholfen hat, der Klimakrise zu trotzen
Die vergangene Woche brachte die ersten Tropennächte, aber für Menschen, die meteorologische Mittellagen präferieren - wozu gibt es überhaupt Temperaturen unter 15 und über 25 Grad?! - war es auch tagsüber unerträglich. Freibäder oder Eissalons wären eine Option, bloß sind da immer Menschen, die lärmen und unschön abstehen vom Erdenrund.
Was soll's? Mein Nonstop-Kinoabo muss ohnedies Amortisierungsarbeit leisten, was also lag näher, als in klimatisierte Säle abzutauchen, in denen (hoffentlich) alle still auf ihren Sesseln sitzen und nur auf der Leinwand gequatscht wird? Jetzt aber: Problem! Ob im Filmcasino, im Gartenbau, im Votiv- oder im Burgkino, überall lief "Asteroid City". Ich glaube, das Arthouse-Kino braucht dringend eine Anti-Trust-Gesetzgebung! Schon der mindestens dreimal gesehene Trailer versetzte mich jedes Mal in Panik: Hilfe, ich glaube, meine Bindehaut trocknet aus! Ich war einmal Die-Hard-Wes-Anderson-Fan, aber das ist lange her. Spätestens mit "Grand Budapest Hotel" begannen mich die starschwangere, symmetrieselige Setzkastenästhetik und der nerdige Aspergerhumor einfach zu nerven. Außerdem habe ich keine Lust, auf der Leinwand Telefonbücher voll Schrift weglesen zu müssen.
Zum Glück läuft immer auch irgendein "Special". Wenn schon deviante Farbgebung, dann auf ins Votivkino zu Michelangelo Antonionis "Il deserto rosso"(1964)! Und wem generell nicht nach Wüstenfilmen war, der konnte sich im Gartenbau bei Alexander Mackendricks stylishem Spätnoir "Sweet Smell of Success"(1957) von Burt Lancaster und Tony Curtis eisige Schauer über den Rücken jagen lassen. Selten ist toxische Männlichkeit derart elegant und beklemmend in Szene gesetzt worden.