Schön dumm
Peter Iwaniewicz findet, von logischem Denken bekommt man nur Kopfschmerzen

Zeichnung: Georg Feierfeil
Wissen Sie, was eine Aporie ist? Es handelt sich dabei nicht um ein antikes Vorratsgefäß (Amphore), kein Bauelement der Sakralarchitektur (Empore) und auch kein Mangel an Hautporen (habe ich gerade erfunden). Der Begriff Aporie bedeutet direkt aus dem Altgriechischen übersetzt "ohne Ausweg". Man bezeichnet damit vor allem in der Philosophie die Unmöglichkeit, eine Frage auf Grund innerer Widersprüche zu lösen.
Bevor Sie sich jetzt fragen, was diese etwas bildungsschnöselige, quizartige Einleitung soll, komme ich gleich zur Sache: Aporien sind das Leitmotiv dieser Kolumne, die über Tiere schreibt, aber Menschen meint. Unser Umgang mit anderen Lebewesen ist voller Widersprüche. Wir lieben und hassen Tiere, wir vernichten und wir schützen sie. Wir machen das oft mit voller Absicht und dann sind wir wieder erschrocken über manche Auswirkungen unseres Handelns auf die belebte Natur, deren wir uns nicht bewusst waren.
Ein aktuelles Beispiel: Eine wichtige Initiative der Europäischen Kommission, das Nature Restoration Law-Gesetz zur Wiederherstellung der Natur, will bis zum Jahr 2050 alle geschädigten Ökosysteme in der Union sanieren. Da gibt es viel zu tun, denn 81 Prozent der ökologischen Lebensräume in Europa sind in schlechtem Zustand.
Degradierte Naturlandschaften sind nicht nur für Wild-, sondern auch für Nutztiere schlecht. Also was meint dann eine österreichische Delegierte, die für den Bauernbund im Europaparlament sitzt: "Ziel des Vorschlags ist es, den Zustand der Natur zu verbessern. Ich habe mich immer gegen den Vorschlag ausgesprochen, weil er massive Einschränkungen für die Land- und Forstwirtschaft vorsieht." Die Natur als Geschäftsgrundlage haben, aber gegen deren Verbesserung sein, so buchstabiert man Aporie.
Noch ein Beispiel: Die Blaufelche, die man bei uns als Reinanke kennt, ist der Signature-Fisch der Gastronomie am Bodensee. Die Bestände schrumpfen seit einigen Jahren, zu den Ursachen gibt es verschiedene Meinungen: Durch weniger Abwässer gibt es weniger Algen und damit weniger Nahrung. Aber auch der wirtschaftlich uninteressante Dreistachlige Stichling konkurrenziert zunehmend den Speisefisch und macht bereits 90 Prozent der Fische im Bodensee aus. Die Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei erlässt daher ein zeitlich begrenztes Verbot, Felchen zu fangen. Alles gut? Nein, die Fischer toben und fordern den Abschuss des geschützten Kormorans.
Aporie: Mir tut das Knie weh und ich schlage mit dem Hammer drauf.